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Wie Hartnäckigkeit mir ein J.P. Morgan-Praktikum einbrachte

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Keine Online-Tests. Keine Videointerviews. Keine Gruppenarbeit. Wie schwierig kann schon so ein Auswahlprozess bei JP Morgan sehr? Die Antwort lautet: sehr schwierig.

Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe das selbst durchgemacht. Ich habe sogar einen Platz bei JP Morgans Sommerpraktikum in diesem Jahr erhalten.

Wie die meisten engagierten und gut vorbereiteten Studenten habe ich mich schon am ersten Tag der Frist Mitte August 2017 beworben. Ich habe alles wie empfohlen gemacht: Ich habe ein maßgeschneidertes Anschreiben verfasst, meinen Lebenslauf dreimal durchgelesen, den verlangten 200 Worte langen Artikel geschrieben und dann auf ein wenig Glück gehofft.

Doch zunächst hörte ich nichts mehr davon. Eine Woche nach der anderen verging. Aus Wochen wurden Monate und meine Aussichten schwanden dahin. Zwischenzeitlich begann ich mein zweites Jahr an der Uni Warwick in England. Dort habe ich Leute von JP Morgan bei der jährlichen Karrieremesse getroffen und ich habe mich für ein Abendessen beworben, das die Bank dort ausrichtete. Ich wurde genommen.

Bei dem Dinner waren zwölf Studenten und sechs JP Morgan-Mitarbeiter verschiedener Karrierelevel dabei: vom Analysten bis zum Managing Director. Es fand vor Ort statt, dauerte einige Stunden und verlief erstaunlich entspannt. Doch wie soll man ein solches Event angehen? Einige meinen, man solle sich der Bank gegenüber vollkommen entspannt verhalten, damit die Bank sieht, wer man wirklich ist. Andere sagen, man solle sich förmlich verhalten und nach vorn schauen. Ich habe versucht mich irgendwie dazwischen zu bewegen. Denn ein entspannter Auftritt und Konzentration müssen sich nicht ausschließen. Allerdings schien der Abend zu nichts zu führen. Wie schon bei meiner Bewerbung vergingen die Wochen, ohne dass sich etwas bewegte. Ich hakte also telefonisch nach, ich habe ihnen E-Mails und LinkedIN-Botschaften gesandt – ergebnislos.

Schließlich stand ein weiterer Campus-Event an. Zufälligerweise sprach dort derselbe Managing Director von JP Morgan, mit dem ich mich schon bei dem Dinner unterhalten hatte. Auch ihm hatte ich erfolglos eine E-Mail geschickt. Doch als wir uns persönlich trafen, hat er sich mehrfach entschuldigt und bat mich, ihn noch einmal eine E-Mail wegen der Bewerbung zu senden. Das habe ich natürlich gemacht und tatsächlich wurde ich innerhalb weniger Tage zu einem Assessment Center der Bank eingeladen. Endlich ging es also los.

Das Assessment Center dauerte von 7 bis 17 Uhr. Es begann mit einem Networking-Frühstück. Später stellte sich heraus, dass es die gleichen Leute waren, die mich beim Bewerbungsgespräch interviewten. Es war also wichtig, alles im Kopf zu behalten, was sie mir erzählt hatten. Um 9 Uhr folgten drei jeweils einstündige Gespräche. Nach dem Mittagessen wurden einige Leute nachhause geschickt. Wer übrig blieb, verbrachte den Nachmittag mit Gesprächen für bestimmte Desks. Insgesamt hatte ich sieben kurze Gespräche mit Tradern, Strukturierern und Vertriebsleuten. Bei diesen Gesprächen wurden einige scharfe Fragen auf mich abgefeuert.

Damit war die Sache noch nicht erledigt. Vielmehr wurde ich gebeten, zu einem weiteren Assessment Center an einem anderen Tag zu erscheinen, bei denen noch mehr Gespräche anstanden.

Schließlich erhielt ich ein Angebot.

Daraus habe ich folgende Lehre gezogen: Wer von einer erstklassigen Bank wie JP Morgan ein Angebot erhalten möchte, darf nicht vorschnell aufgeben. Vielmehr braucht man Ausdauer und Hartnäckigkeit. Sie müssen auch so intensiv und früh wie möglich an Ihren Kontakten arbeiten. Dabei sollten Sie sich nicht auf die Manager und Entscheider beschränken: Vielmehr sollte man auch ein Netzwerk zu den Analysten und anderen Bewerbern aufbauen. Mit den meisten Bewerbern, die ich beim Assessment Center getroffen habe, bin ich noch immer im Kontakt. Eines Tages werde ich einige wohl als Kollegen wiedertreffen.

Michael Truckle studiert an der Uni Warwick in England.


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