Wer als männlicher Banker eine Weihnachtsfeier besucht, muss auf der Hut sein. Denn es handelt sich um die gefährlichste Veranstaltung des gesamten Jahres.
In der Vergangenheit ging es bei so mancher Weihnachtsfeier einer Bank recht wild zu. Da ich selbst an so etwas teilgenommen habe, weiß ich, wovon ich spreche. Doch in den zurückliegenden Jahren hat sich das gründlich geändert. Ich selbst arbeitete in Global Markets, doch auch wenn Sie in der Investment Banking Division beschäftig sein sollten, sollten Sie immer darauf achten, was hinter Ihrem Rücken vorgeht.
Die meisten erfahrenen Banker wissen das auch. Sie wissen, dass sie bei der Party die Kontrolle behalten, eiskalt und nüchtern sein müssen. Sie kennen die Risiken.
Das größte davon sind die Frauen und davon namentlich die Persönlichen Assistentinnen. Denn auf den Weihnachtsfeiern trinken viele Persönliche Assistentinnen gerne einen und manche vertragen nicht viel. Gerne schießen sie auch Fotos von den Managing Directors. Diese wissen natürlich, dass diese Fotos gut für Langzeitpeinlichkeiten sind. An diesem Punkt sollte Mann auf Softdrinks umsteigen.
Auch die Outfits können zum Problem werden. Ich habe schon Persönliche Assistentinnen erlebt, die sich sehr aufreizend angezogen haben und damit die übrigen Frauen in Verlegenheit brachten. Dennoch waren es die männlichen Kollegen, die sich darüber bei ihren Vorgesetzten beschwerten. Denn genau sie sind es, die dabei am meisten zu verlieren haben.
Auch wenn es eine Weile gedauert hat, weiß mittlerweile jeder männliche Banker, dass er bei einem Belästigungsvorwurf nur verlieren kann. Gleich was tatsächlich vorgefallen ist, geraten sie unter die Räder der Compliance- oder Rechtsabteilungen. Es ist einfach nicht wert, sich einem solchen Risiko auszusetzen. Wer sogar eine männliche Führungskraft ist, muss besonders vorsichtig vorgehen. Zwar sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Team Spaß hat, dennoch sollten Sie immer einen respektvollen Abstand wahren.
Während erfahrene Banker mittlerweile die Gefahren von Weihnachtsfeiern erkannt haben, sind sie sich der Risiken der Kundenveranstaltungen weniger bewusst. Diese wachsen immer mehr zu einem wahren Problem heran. Denn während Sie bei einer internen Party einfach auf den Alkohol verzichten können, fällt dies bei Kundenevents schwerer. Hier müssen Sie die hohe Kunst beherrschen, betrunken, aber nicht zu betrunken zu sein. Oft ist es an Ihnen, den betrunkenen Kunden wieder auf die Füße zu bekommen. Wenn Sie ein männlicher Banker sind und der Kunde ebenfalls männlich ist, stellt das noch kein Kunststück dar. Falls dies aber zwischen unterschiedlichen Geschlechtern vorkommt, kann das zu großen Problemen führen.
Bei Philippe Ersatz handelt es sich um ein Pseudonym. Früher war er in Equity Capital Markets tätig.