Dienstag: Barclays streicht 3700 Stellen, Mittwoch: ING legt die Axt an 2400 Arbeitsplätze. Es vergeht kaum ein Tag ohne Hiobsbotschaften vom Arbeitsmarkt. Immer mehr Banker müssen also mit einer kürzeren oder längeren Arbeitslosigkeit in ihrem Lebenslauf zurechtkommen. Wir haben bei Experten nachgefragt, wie sie mit diesem unschönen Detail im Lebenslauf umgehen können.
Arbeitslosigkeit ist nicht so schlimm
„Ich finde es nicht so schlimm, einmal arbeitslos zu sein“, meint Headhunter Manuel Rehwald von BiermannPartners in Frankfurt. Lücken im Lebenslauf sollten immer offen angesprochen werden, auch wenn sie eher kurz ausgefallen sind. „Einen Monat arbeitslos zu sein, stellt überhaupt kein Problem dar“, ergänzt Rehwald.
Problematischer sei indes längerfristige Arbeitslosigkeit. „Bei Funktionen mit Kundenkontakt wird Arbeitslosigkeit nach einem halben Jahr oder mehr zu einem Problem. Die Kandidaten aus Vertrieb, Portfolio Management und Trading sollten nicht länger als ein paar Monate auf Arbeitssuche sein“, rät Rehwald. Bei Kandidaten aus dem Backoffice stelle auch eine etwas längere Arbeitslosigkeit kein Problem dar.
Unehrlichkeit ist schlimmer als Arbeitslosigkeit
„Es gibt durchaus die Tendenz, einen Lebenslauf kosmetisch zu verschönern“, beobachtet Headhunter David Kitzinger von Badenoch & Clark in Luxemburg. „Davon raten wir ganz klar ab. Ein Arbeitgeber kann durchaus alarmiert reagieren, wenn er später merkt, dass Angaben mit Absicht unklar gemacht wurden. Damit hat man letztendlich schlechtere Karten“, erläutert Kitzinger.
Laut Rehwald seien Falschangaben in einem Lebenslauf sogar schlimmer als Lücken. „Das ist für das Vertrauen nicht förderlich, zumal in vielen Branchen jeder jeden kennt“, ergänzt Rehwald.
Müssen Lücken erläutert werden?
„Die berühmte Lücke im Lebenslauf muss in jedem Fall erläutert werden“, betont unterdessen Headhunter Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. Ein erfahrener Headhunter würde solche Lücken ohnehin aufspüren. „Dann kommt man in einem Vorstellungsgespräch nur in Erklärungsnot“, erläutert Riske. Alles andere schüre lediglich das Misstrauen der Arbeitgeber.
Dies sieht Headhunter Mike Boetticher von der mach personalberatung in Frankfurt etwas anders: „Lücken von zwei bis drei Monaten würde ich nicht erläutern. Das ist für Recruiter eher hinderlich, wenn sie den Lebenslauf lesen.“ Längere Arbeitslosigkeiten müssten indes erläutert werden.
Niemals „arbeitslos“ schreiben
Boetticher hält das Wort „arbeitslos“ für ein Unwort in Lebensläufen. „Wenn überhaupt, dann sollte man ‚arbeitssuchend‘ schreiben“, rät Boetticher. Besser sei es hingegen Beschäftigungen wie Selbständigkeit oder Weiterbildungen anzugeben, obgleich ein geübter Recruiter bei solchen Formulierungen ahne, dass es sich tatsächlich um Arbeitslosigkeit gehandelt habe. „Einem Personaler kann man da nichts vormachen. Man muss die Arbeitslosigkeit aber nicht an die große Glocke hängen“, betont Boetticher.
Proaktivität zeigen
„Kandidaten sollten Proaktivität zeigen und den Willen, nützlich zu sein“, meint Kitzinger. Am laufenden Band Bewerbungen zu schreiben und sich einen Urlaub zu gönnen, genüge besonders bei längerer Arbeitslosigkeit nicht. „Das sollte man eleganter darstellen“, betont der Headhunter.
So könnten Kandidaten angeben, dass sie während der Arbeitslosigkeit als Freelancer tätig waren, eine kleine Consultingfirma aufgemacht haben oder sogar ganz private Projekte verfolgt haben. Kitzinger berichtet von einem Fall, wo sich ein Vater aufgrund von familiären Problemen für seinen Sohn eine Auszeit von über einem Jahr nahm. „Natürlich sieht das in einem Lebenslauf nicht schön aus, aber es gab einen stichhaltigen und erklärbaren Grund. Das kam bei dem Arbeitgeber durchaus sehr gut an“, erzählt Kitzinger. Selbst einige Stunden freiwilliger Arbeit in der Woche seien besser als gähnende Leere.
Sabbatical kann dennoch Sinn machen
Das Wort Sabbatical scheint geradezu ein Zauberwort zu sein, um eine Lücke im Lebenslauf zu kaschieren. Dabei kann ein Sabbatical durchaus sinnvoll sein. „Wer über einen längeren Zeitraum gearbeitet hat, sollte sich erst einmal erholen. Wenn jemand ausgebrannt wirkt, dann ist das nicht sonderlich hilfreich“, erläutert Riske. Dies gelte umso mehr, wenn der Kandidat zuvor im internationalen Kontext – ohne 30 Tage Jahresurlaub – gearbeitet habe.
Fortbildungen können weiterhelfen
Auch Fortbildungen können als Lückenbüßer hilfreich sein. Allerdings muss die Fortbildung zum Profil passen. „Wenn jemand z.B. im Portfolio Management gearbeitet hat, dann kann ein CFA oder ein CIIA durchaus Sinn machen“, meint Riske.
Weiter sei es vorteilhaft, Kompetenzen auszubauen. So könne ein Portfolio Manager sein Know-how mit einem Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA) auf neue Assetklassen ausdehnen oder ein klassischer Fondsmanager könne mit einer Fortbildung im Quantitativen Investmentmanagement sein Profil abrunden. Dagegen mache es kaum Sinn, einen CFA anzustreben, ohne über einschlägige Berufserfahrung zu verfügen.
Auch wenn man über eine Fortbildung einen Karriereschwenk anstrebt, müssten mit dem früheren Jobs Anknüpfungspunkte oder Schnittmengen bestehen. „Ansonsten ist eine Fortbildung wenig erfolgsversprechend. Das passt halt nicht“, sagt Riske.
Viele Arbeitslose machen sich das Leben oft selbst schwer
„Ich erlebe den Fall oft, dass sich insbesondere Kandidaten aus Capital Markets und Investment Banking mit den Realitäten auf dem Arbeitsmarkt schwer tun“, beobachtet Rehwald. So würden viele arbeitslose Bewerber ungern Abstriche bei der Vergütung hinnehmen. Dies erschwere besonders den Umstieg in andere Bereiche, in denen womöglich ein niedrigeres Gehaltsniveau herrsche. Durch die hohe Spezialisierung im heutigen Arbeitsalltag falle es mitunter schwer, eine neue Stelle zu finden. Und Quereinsteiger hätten es in einem Arbeitgebermarkt – wie er derzeit herrsche – besonders schwer. „Auch dadurch verlängert sich die Zeit ohne Beschäftigung“, sagt Rehwald.
