Der Sturm an den internationalen Finanzmärkten scheint der Hypo Vereinsbank (HVB) kaum etwas anhaben zu können. So legte der Vorsteuergewinn in 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um stolze 27,4 Prozent auf 2,058 Mrd. Euro zu, wie das Institut am heutigen Montag (18. März) meldete. Die Kosten-Ertrags-Quote lag mit 58,1 Prozent unter dem selbstgesetzten Ziel von 60 Prozent.
Dennoch muss die Bank laut HVB-Chef Theodor Weimer jährlich 300 bis 500 Mitarbeiter abbauen, sofern die Erträge nicht signifikant zulegen. In den kommenden drei Jahren würden insgesamt 1000 Stellen wegfallen, wobei indes vor allem aus Regulierungsgründen etwa 200 Stellen neu geschaffen würden. Unter dem Strich steht ein Abbau von 800 Stellen, wovon allein die Hälfte auf das Filialgeschäft entfällt.
Gleichzeitig will Weimer die Ausschüttungen an die Aktionäre kräftig steigern, was vor allem den strauchelnden Mutterkonzern Unicredit entzücken dürfte. „Vor dem Hintergrund unseres sehr guten Ergebnisses und der exzellenten Kapitalausstattung werden wir der Hauptversammlung vorschlagen, eine Dividende in Höhe von 2,46 Mrd. Euro auszuschütten“, kündigte Weimer an. Vor einem Jahr habe er nicht damit gerechnet, dass die HVB einen höheren Gewinn als die beiden Hauptwettbewerber in Frankfurt erzielen würde.
Allerdings verteilten sich die Ergebnisse noch ungleichmäßiger als im Vorjahr. So generierte allein das Corporate & Investmentbanking einen Vorsteuergewinn von 1,574 Mrd. Euro, was 44 Prozent über dem schon sehr guten Vorjahresergebnis war. Obgleich in der Sparte gerade einmal 17 Prozent der Belegschaft beschäftigt sind, war sie für 76,5 Prozent des Gesamtgewinns verantwortlich. Allerdings sind in dem Ergebnis positive Einmaleffekte in Höhe von knapp 400 Mio. Euro enthalten.
Trotz des Erfolgs setzt die HVB auch bei den Investmentbankern den Rotstift an. So beschäftigten die Münchner nur noch 3267 Investmentbanker, was 274 weniger als im Vorjahr waren. Auch der Personalaufwand verminderte sich um 7 Mio. auf 580 Mio. Euro. Unter dem Strich ließ die HVB für jeden ihrer Investmentbanker durchschnittlich 177.533 Euro springen, was indes 7 Prozent mehr als im Vorjahr waren. Somit verbesserte sich die Kosten-Ertragsquote von 48,8 auf 40,8 Prozent.
Dagegen verdient die HVB in ihrem Filialgeschäft kaum Geld. So brach der Vorsteuergewinn um 92 Prozent auf winzige 10 Mio. Euro ein. Rein rechnerisch schuf die Bank dort sogar 90 Stellen und beschäftigte in 2012 8513 Mitarbeiter. Pro Mitarbeiter ließ die HVB hier 74.827 Euro springen, was 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr waren. Die Kosten-Ertrags-Quote verschlechterte sich von 88,8 auf 96,3 Prozent. Dies zeigt, dass die HVB um einen Stellenabbau im Filialgeschäft kaum herumkommen dürfte. „Ich blicke mit großer Sorge auf die Zukunft des Privatkundengeschäfts”, sagte Weimer.
Ähnlich schlecht lief es im Private Banking. Dort halbierte sich das Ergebnis vor Steuern auf schmale 38 Mio. Euro. Mithin verschlechterte sich die Kosten-Ertrags-Quote von 60,8 auf 70,5 Prozent. Der Mitarbeiterzahl lag mit 757 leicht unter dem Vorjahresniveau. Pro Kopf wendete die Bank mit 101.717 Euro 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr auf. Die übrigen Mitarbeiter sind in zentralen und sonstigen Bereichen beschäftigt. Für das neue Jahr rechnet Weimer mit einem Vorsteuergewinn von rund 1,5 Mrd. Euro.
Die Auswirkungen der EU-Bonusdeckelung sieht Weimer gelassen. Betroffen seien wahrscheinlich nur rund 30 Mitarbeiter oder nur gut 1 Prozent der Gesamtbelegschaft. Auch einen Exodus der Betroffenen sieht Weimer nicht. Die Wall Street-Banken würden nicht auf deutsche Investmentbanker warten. Problematischer als die konkrete Maßnahme sei die politische Willkür, die die ständigen Regulierungen der Bezüge mit sich brächten.
