Vor dem Traumjob muss ein Bewerber oft mehrere Vorstellungsgespräche überstehen. Doch welche Fragen werden bei solchen Gesprächen gestellt und wie kann man sich auf diese Hürde vorbereiten? Wir haben Studenten und Absolventen gebeten, uns die Fragen zur Verfügung zu stellen, die ihnen tatsächlich in 2012/13 gestellt wurden.
Da es sich um Einstiegspositionen handelt mögen einige der Fragen als recht simpel erscheinen, andere sind anspruchsvoller. Doch eines lässt sich klar sagen: Gehen Sie niemals zu einem Vorstellungsgespräch, ohne eine gute Antwort auf folgende Frage parat zu haben: „Wo wollen Sie in fünf Jahren sein?“
Wir haben nicht nur die Fragen – Bank für Bank – aufgelistet, sondern auch die Antworten der Studenten. Natürlich können wir keine Garantie übernehmen, dass die Vorstellungsgespräche tatsächlich so stattgefunden haben. Falls Sie selbst gerade ein Vorstellungsgespräch bei einem Finanzdienstleister hinter sich haben, dann können Sie uns (und unseren Lesern) diese auch gerne zukommen lassen unter redaktion@efinancialcareers.com
Barclays, Job in Finance
Frage: Wie haben Sie sich auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet?
Antwort: Ich habe auf verschiedene Weisen recherchiert. Ich habe mich im Internet über Barclays Ihre Ziele und Werte erkundigt. Ich habe auch Mitarbeiter nach ihrer Meinung gefragt.
Frage: Wieso haben Sie sich bei Barclays beworben?
Antwort: Barclays zählt zu den führenden Banken und ich denke, dass ich einen positiven Beitrag zu Ihrem Erfolg leisten und mich als Person weiterentwickeln kann.
Frage: Haben Sie sich auch anderswo beworben?
Antwort: Ja, bei zwei weiteren Unternehmen.
Bank of America Merrill Lynch, Technology-Job
Frage: Erzählen Sie mir von sich.
Frage: Zeigen Sie mir, wo Sie schon Führungsqualitäten bewiesen haben.
Frage: Wie stellen Sie sicher, dass Sie Deadlines einhalten?
Frage: Haben Sie schon einmal eine Deadline verpasst?
Frage: Was ist ein SQL Server?
Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen Left Outer Join und Right Outer Join?
Frage: Erklären Sie Union in SQL
Frage: Erklären Sie drei Features in Object Oriented Programming
Bank of Ireland, Praktikum im Devisenhandel
Frage: Verfügen Sie bereits über irgendwelche Arbeitserfahrung in den Finanzdienstleistungen?
Antwort: Nein, aber ich habe schon als Kassierer gearbeitet.
Frage: Wissen Sie, wie das Bankensystem in Irland und anderswo funktioniert?
Antwort: Nur als Kunde. Aber ich lerne schnell.
Frage: Wieso haben Sie sich bei der Bank of Ireland beworben?
Antwort: Mich hat die Fokussierung auf den Kunden und die Verlässlichkeit überzeugt.
Brown Brothers Harriman, Praktikum in Compliance
Frage: Wie hat sich die Regulierung seit der Finanzkrise entwickelt?
Antwort: Ich habe über Basel III und UCITS gesprochen, da es sich um einen Compliance-Job in der Fondsindustrie handelte.
Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen einem aktiven und passiven Fondsmanagement?
Antwort: Ich gab eine Antwort wie aus dem Lehrbuch: Passiv orientiert sich an einem Index. Aktiv sucht nach Marktineffizienzen, um einen Benchmarkt-Index zu schlagen.
Frage: Erzählen Sie mir von einem Artikel in der Finanzpresse, der Sie kürzlich interessiert hat.
Antwort: Ich sprach über Asset Rotation.
Deutsche Bank, Sales and Trading
Frage: Bei Ihrem Kunden handelt es sich um einen Hedgefonds, der Sie nach der Analyse eines Sektors des englischen Leitindexes FTSE 100 fragt, um Trading-Strategien zu entwickeln, die auf Volatilität basieren. Wie gehen Sie die Analyse an?
Antwort: Ich sagte, dass ich für jede Aktie die Daten aus den vergangenen zwei Jahren auswerten würde, ihre monatliche Volatilität berechnen würde und alle Aktien in drei Kategorien (niedrig, mittel, hoch) einteilen würde und dann untersuchen würde, ich welche Kategorie die Aktie in der nächsten Periode fällt. Darauf würde ich eine Strategie mit Optionen entwickeln: Einen Long Straddle oder einen Straddle, wenn die Berechnungen für eine steigende Volatilität sprechen sowie einen Long Butterfly, falls die Berechnungen für eine gleichbleibende oder fallende Volatilität sprechen.
Frage: Wie konstruiert man einen Exchange Traded Fund und worauf achten Sie dabei?
Antwort: Zunächst müssen Sie die Aktien, Indizes oder Rohstoffe benennen, die Sie replizieren wollen, Sie müssen den Basiswert ermitteln, eine erste Position kaufen und Sie im Laufe der Zeit ausbalancieren. Dann müssen Sie beachten, welche vergleichbaren ETFs es bereits auf dem Markt gibt und den ETF an potenzielle Kunden vermarkten. Der Interviewer ergänzte, dass man auch die Liquidität der Assets im ETF beachten muss.
Frage: Glauben Sie, dass es eine Blase auf dem Anleihemarkt gibt?
Antwort: Ich unterschied zwischen Staats- und Unternehmensanleihen. Für die ersten sehe ich keine Blase, nur allgemeine Ankäufe durch Notenbanken, die in der Zukunft geringer ausfallen dürften. Zu den zweiten sagte ich, dass es eine Blase geben könne, weil die Spreads für die jüngsten Junkbonds eng ausgefallen sind. Weiter sagte ich, dass jede Blase dem Wirtschaftswachstum helfen und nur zeitlich begrenzt sein kann, bis die Anleger ihren Risikoappetit wiedergewinnen und verstärkt in Aktien investieren.
HSBC, Praktikum in Finance
Frage: Erzählen Sie mir von einer Nachricht und wie diese HSBC beeinflussen könnte?
Antwort: Ich habe von der Eurokrise gesprochen und gesagt, dass HSBC von einem Zusammenbruch in der Eurozone durch ihre Positionen in Euro-Bonds beeinflusst wäre. Dennoch glaube ich, dass HSBC einen Vorteil aufgrund ihrer starken Kapitalausstattung habe. Diese könnte sie nutzen, um sich durch Hedging Zeit zu erkaufen und dann herauszufinden, wie sie ihr Risiko minimieren kann.
Frage: Erzählen Sie uns, wann Sie bei der Arbeit schon einmal mit einer schwierigen Persönlichkeit zurechtkommen mussten.
Antwort: Während meines ersten Praktikums habe ich bei Projekten assistiert. Dabei musste ich nach Experten suchen, die an Projekten in Afghanistan und anderen Entwicklungsländern mitarbeiten können. Eines Tages hat sich jemand darüber aufgeregt, dass ich ihn über seine berufliche E-Mailadresse kontaktiert habe. Obgleich mein Vorgesetzter mir diese E-Mailadresse gegeben hatte, wurde ich dafür kritisiert. Anstatt über zu reagieren und zu schmollen, habe ich den Experten angerufen, mich für den Fehler entschuldigt und ihm versichert, dass dies nicht noch einmal vorkommen werde. Ich habe die neue E-Mailadresse in die Datenbank eingegeben und der Experte hat sich bedankt und mich gegenüber einem Senior Partner des Unternehmens für mein gutes Verhalten gelobt.
Frage: Was wissen Sie über die ACA-Qualifikation?
Antwort: Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht viel über ACA. Ich bin erst in meinem zweiten Studienjahr und hatte damit noch nicht viel zu tun. Dennoch weiß ich, dass es sich um eine Accounting-Qualifikation handelt, die bei der Karriere weiterhilft und die auf dem an der Uni vermittelten Wissen aufbaut. Ich bin gespannt, was Sie dazu zu erzählen haben.
JP Morgan, Job im Private Banking
Frage: Worin unterscheidet sich das Private Banking von JP Morgan von anderen Banken?
Antwort: Die JP Morgan Private Bank stellt einen wichtigen Player im Private Banking-Markt dar. Ich habe in der Vergangenheit Leute getroffen, die von Ihrem methodischen und konservativen Ansatz beeindruckt waren. Ich denke, dass Sie mir gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Frage: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Antwort: In fünf Jahren habe ich die Analysten-Zeit hinter mir und bin ein richtiger Banker. Darüber hinaus werde ich sämtliche branchenrelevanten Qualifikationen erworben haben und werde schon einige Jahre Berufserfahrung vorweisen können.
Morgan Stanley, Job in Credit Risk
Frage: Sie haben bereits ein Angebot der Bank of America Merrill Lynch erhalten. Wieso wollen Sie lieber für Morgan Stanley arbeiten?
Antwort: Ich habe gehört, dass die Einstiegsprogramme bei Morgan Stanley besser sind, indem Sie die Zusammenarbeit mit Kunden in Due Diligence durch Anrufe und Besucher ermöglichen.
Frage: Wo wollen Sie in zehn Jahren sein?
Antwort: Ich erwähnte den CFA Charter und die Möglichkeit einen MBA zu absolvieren. Ich würde mich gerne in einer Führungsposition der Abteilung wiederfinden und mein eigenes Unternehmensportfolio betreuen. Ich erwähnte auch mein Interesse am Technologie-Sektor, was zur nächsten Frage führte.
Frage: Welches Technologie-Unternehmen überzeugt Sie am meisten?
Antwort: Ich bewundere Apple wegen seiner Geschäftsstrategie und weil sie darauf verzichten, Produkte mit geringerer Gewinnspanne wie ein Billig-iPhone auf den Markt zu bringen. Stattdessen verkaufen sie ältere Modelle, um den Marktanteil zu erhöhen. Das schützt die Margen.
OSTC, Job in Fixed Income Trading
Frage: Wie wird sich der englische Leitindex FTSE entwickeln?
Antwort: Das hängt von dem Zeithorizont ab, den wir betrachten. Kurzfristig wird die aktuelle Rallye weitergehen, da es auf dem aktuellen Chart einen klaren Trendkanal gibt. Auch auf lange Sicht bin ich bullish, da es eine Menge Geld gibt, das an der Seitenlinie wartet und aufgrund der niedrigen Zinsen.
Frage: Was ist die wichtigste Komponente für eine erfolgreiche Trading-Strategie?
Antwort: Das Money Management. Es gibt eine Menge von Hinweisen, dass selbst zufällige Markteinstiege profitabel sein können, wenn Sie die Größe der Positionen klug managen und ihre Gewinner laufen lassen und die Verlierer abstoßen.
Frage: Wieso wollen Sie ein Trader sein?
Antwort: Ich möchte ein Trader werden, weil ich gerne eine andere Meinung als jemand anderes vertrete und daraus Geld mache. Die Märkte sind aufregend, weil sie sofort reagieren und gewissermaßen eine globale Umfrage darstellen, wie die Welt die politischen und ökonomischen Ereignisse bewertet.
Royal Bank of Scotland, Praktikum in Debt Capital Markets
Frage: Erzählen Sie mir von einer herausfordernden Situation, mit der Sie konfrontiert wurden. Worum handelte es sich dabei und wie sind Sie damit umgegangen.
Antwort: In meinem vorherigen Job musste ich den Kundenservice verbessern und die Erwartungen interner und externer Kunden übertreffen. Ich habe die Effizienz unseres Dokumentationssystems verbessert, indem ich die Schritte verringert und Überschüssiges entfernt habe.
Frage: Wie arbeiten Sie mit Kollegen zusammen?
Antwort: Ich denke, man muss Raum für eine offene Kommunikation lassen. Das ist die Grundlage für eine gute Arbeitsbeziehung – dies und der gegenseitige Respekt für die individuellen Ideen und Methoden. Meistens gibt es mehr als nur einen Weg, der zum Ziel führt. In einem wettbewerbsintensiven Umfeld verlieren die Leute oft den Überblick. Ich arbeite gerne mit Kollegen zusammen und stelle sicher, dass alle am gleichen Strang ziehen.
Frage: Wo wollen Sie in fünf Jahren sein?
Antwort: Ich hoffe in einer Funktion zu arbeiten, die zum Unternehmenserfolg beiträgt, da ich nach einem langfristigen Engagement suche. Ich denke, dass die Stelle genau das umfasst, wonach ich suche und wofür ich tatsächlich qualifiziert bin.
Santander, Job im Filialgeschäft
Frage: Erzählen Sie mir, wann Sie in einem erfolgreichen Team gearbeitet haben.
Antwort: Ich habe als Tennistrainer gearbeitet und einige von unserem Tennisclub haben ein Charity-Event organisiert. Als wir uns überlegten, was wir machen könnten, schlug eine der Trainerinnen vor, ein Gewinnspiel und den Verkauf von Torten zu organisieren, um die Spenden zu maximieren. Da sie eher schüchtern und ruhig war, wurde ihre Idee überhört. Ich bat alle still zu sein und sich ihren interessanten Vorschlag anzuhören. Danach haben wir uns dafür entschieden. Schließlich haben wir mehr als 15.000 Euro eingenommen und die höchsten Beiträge spielten ihre Ideen ein.
Frage: Was wissen Sie von der Stelle?
Antwort: Es handelt sich um ein zweijähriges Programm und das Ziel besteht darin, anschließend eine Filiale zu leiten. Es handelt sich um ein schnelllebiges und dynamisches Umfeld. Ich werde den Kundenumgang pflegen. Denn eine hohe Kundenzufriedenheit führt zu höheren Erträgen.
Ich werde auch in verschiedenen Filialen arbeiten. Dies wird mir dabei helfen, mein Netzwerk auszubauen, neue Leute kennenzulernen und jeden Tag vor neuen Herausforderungen zu stehen.
Ich werde auch lernen, wie das Filialgeschäft funktioniert und wie die Verkaufs- und Dienstleistungsaufgaben funktionieren.
Frage: Wieso sollten wir gerade Sie einstellen?
Antwort: Sie sollten mich einstellen, weil ich bereits erfolgreich im Umgang mit Kunden gearbeitet habe, Sie sollten mich einstellen, weil ich auch unter hohem Druck gute Leistungen erbringe. Dies habe ich bereits in sechs verschiedenen Jobs bewiesen. Sie sollten mich auch einstellen, weil ich eine Leidenschaft für das Bankgeschäft mitbringe, weshalb ich an der Uni Module wie Betrug, Anti-Geldwäsche und Bankenregulierung belegt habe. Schließlich sollten Sie mich einstellen, weil ich bei jedem Job, Projekt, an der Uni, bei Kursen und Hobbies – in jedem einzelnen Fall Begeisterung und Arbeitswillen bewiesen habe und beabsichtige, das gleiche auf bei Santander zu leisten.
Société Générale: Praktikum im Bereich Aktienderivate
Frage: Was für ein Delta weist eine Option auf, wenn sie am Geld notiert?
Antwort: 0,5
Frage: Wie wird sich der Optionspreis entwickeln, wenn die Zinsen steigen?
Antwort: Gemäß dem „Griechen“ Rho muss der Preis steigen.
Frage: Wie lautet der Preis, wenn die Volatilität gen unendlich tendiert? Und wenn das Ablaufdatum ebenfalls gen unendlich tendiert?
Antwort: In beiden Fällen entspricht der Preis demjenigen des Basiswerts. (Ich weiß nicht, ob es sich um einen Trickfrage handelte, denn die Volatilität kann mehr als 100 Prozent betragen und falls dies der Fall sein sollte, würde ich die Option einfach nicht ausüben.)
