Die Volkswirte der Helaba haben jetzt die Zukunftsfähigkeit des deutschen Finanzplatzes Nummer 1 unter die Lupe genommen. Die Studie steht unter dem programmatischen Titel: „Bankbeschäftigung Frankfurt – Panik unbegründet“. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst:
Beschäftigung während der Krise nur leicht gesunken
Trotz der nahezu täglichen Hiobsbotschaften über Stellenabbau hat die Beschäftigung an der Mainmetropole nur leicht abgenommen. Seit Ende 2008 musste Frankfurt einen Abbau von etwa 1600 Stellen oder 2 Prozent aller Bankenjobs verkraften. Nach dem Beginn der Krise seien bis Herbst 2011 sogar 2000 neue Stellen geschaffen worden. „Seither pendelte die hiesige Bankbeschäftigung um knapp 74.400 bis 74.500 Mitarbeiter“, schreiben die Volkswirte. Von einem Kahlschlag am Main kann also keine Rede sein. „Dies dürfte auch daran gelegen haben, dass die Kräfte in Krisenzeiten vermehrt in den Konzernzentralen am Main gebündelt werden.“ Allerdings würden die Beschäftigungsaussichten durch das Risiko der Überregulierung bedroht.
Helaba rechnet mit Verlust von nur noch 1500 Jobs in Frankfurt
Die Volkswirte der Landesbank rechnen für die nähere Zukunft nur mit einem moderaten Stellenabbau in Frankfurt. „Bis Ende 2014 erwarten wir einen Beschäftigungsrückgang am deutschen Finanzzentrum um gut 2 Prozent auf rund 73.000 Bankmitarbeiter.“ Dies würde auf ein Minus von gerade einmal 1500 Job hinauslaufen. „Dies zeigt gerade auch im internationalen Vergleich, wie gut der Finanzplatz Frankfurt durch die Krise kommt.“
EZB als Arbeitskräftemotor
Die Ansiedlung der Europäischen Zentralbank (EZB) erweist sich auch aus Beschäftigungssicht als Segen für Frankfurt. So hat die Notenbank mit gerade einmal 500 Beschäftigten Ende der 90er Jahre ihre Arbeit aufgenommen. Seither hat sich die Zahl verdreifacht. „Langfristig ist sogar mehr als eine Verdopplung der derzeitigen Personalstärke von gut 1600 Mitarbeitern im Gespräch“, so die Studie. Denn die Bewältigung der Staatsschuldenkrise und die steigenden regulatorischen Aufgaben erweisen sich als Beschäftigungsmotor. „Durch die beständig wachsende Bedeutung der EZB erhöht sich gleichsam die Motivation für Geschäftsbanken, ein Büro in der Nähe zu unterhalten.“
Frankfurt gewinnt gegenüber anderen deutschen Städten…
Laut den Helaba-Volkswirten zählt die Republik insgesamt 685.000 Bankmitarbeiter, wobei der langfristige Trend eindeutig nach unten zeigt. So sind in Deutschland seit 2000/1 etwa 98.000 Jobs verloren gegangen. Vor allem im Filialgeschäft gäbe es noch Überkapazitäten. Von 1995 bis heute habe sich die Zahl der Bankfilialen von 68.000 auf 38.000 vermindert. „Diese Zahl scheint im Vergleich zu deutschlandweit knapp 21.000 Apotheken bzw. 15.000 Tankstellen noch immer hoch“, meinen die Volkswirte. Erst gestern hatte HVB-Chef Theodor Weimer gesagt, dass er mit großer Sorge auf das Privatkundengeschäft in Deutschland blicke.
Dagegen komme Frankfurt besser durch die Krise. Während seit dem Platzen der Dotcom-Blase bundesweit 13 Prozent der Stellen weggefallen seien, wären es in Frankfurt lediglich 8 Prozent gewesen. Mithin arbeiten 11 Prozent der Bankmitarbeiter allein in der Mainmetropole. Auf dem zweiten Platz folge München mit 6 Prozent. Frankfurt profitiere von der „Ballung“ der Aufgaben in der Zentrale.
… und gegen London
Die Vorteile der britischen Finanzmetropole – hohe Kapitalmarktnähe und hohe Gehälter – scheinen sich in der Krise gegen die Stadt zu wenden. „In London rollt die Kündigungswelle mit wesentlich mehr Schwung, was maßgeblich an dessen Rolle als europäische Metropole des Investmentbankings liegt und wozu die höheren Arbeitskosten an der Themse nicht unwesentlich beitragen“, heißt es in der Studie. Zwischen 2007 und 2012 sei dort die Beschäftigung um stolze 30 Prozent auf 250.000 Stellen eingebrochen. 2013/14 dürften weitere 5 Prozent wegfallen. Unter dem Strich werde London also 118.000 Jobs verlieren.
