Die aktuellen Kahlschläge bei den Banken zeigen Wirkung. Selten war der Arbeitsmarkt für Finanzprofis in der Schweiz so schwierig wie heute. „Ich erhalte CVs von Top-Kandidaten, die 15 Jahre Berufserfahrung mitbringen, ohne jemals arbeitslos gewesen zu sein, und ich kann sie nicht vermitteln“, klagt Headhunter Gerold Guggenbühl von Guggenbühl, Bächer, Niederer & Partner in Zürich.
Auch die Stimmung sei vielerorts sehr angespannt. „Die Leute sind von den stetigen Umstrukturierungen zermürbt“, beobachtet Headhunter Jonas Neff von Biermann Partners in Zürich. „Je größer die Organisation ist, desto grösser das Frustrationspotenzial.“
Dennoch gibt es noch immer Lebensläufe, die in der Schweiz heiß begehrt sind. Wir haben nachgefragt, mit welchen Lebensläufen Sie trotz Krise sofort zwischen Genfer und Bodensee einen Job antreten könnten.
1. Kundenberater, die Assets under Management mitbringen können
Nach guten Client Relationship Managern besteht selbst in der größten Krise Nachfrage. „Kundenberater, die glaubhaft machen können, dass sie Assets under Management mitbringen können, sind gesucht“, sagt Guggenbühl. „Es gilt allerdings eine Einschränkung: Wenn Sie nur unversteuerte Kundenvermögen haben, dann sind Sie nicht sehr begehrt“, ergänzt Guggenbühl.
„Großes Interesse beobachten wir unverändert an Private Bankern, die es schaffen, innerhalb von zwölf Monaten profitabel zu sein. Solche Leute sind sehr, sehr gefragt“, ergänzt Neff. Dies gelte besonders auch für Schweizer Onshore-Banker. Aufgrund der Auseinandersetzung um Steuerhinterziehung in anderen Ländern seien diese ins Zentrum des Interesses gerückt.
2. Gute Sales-Mitarbeiter haben immer Chancen
Sales-Talente sind ein zweites klassisches Profil, nach denen immer Nachfrage besteht. „Die Frontpersönlichkeiten, die Marktanteile gewinnen können – und zwar unabhängig von dem Segment – sind gesucht“, betont Headhunter Philipp Buis von Jauch Associates in Zürich.
Ganz ähnlich sieht dies auch Neff. Im Asset Management hätten Sales-Spezialisten gute Chancen, die ein gutes Netzwerk bei den Pensionskassen und Versicherungen in der Schweiz mitbringen. Das gelte auch für Sales-Talente mit einem Netzwerk bei Family Offices. Allerdings seien diese auf dem Arbeitsmarkt kaum verfügbar.
3. Aktuare brauchen sich bloß zu melden
„Aktuare werden von der Schweizer Versicherungswirtschaft sehr stark gesucht“, sagt Headhunterin Audrey Dresen von Oliver James Associates, die auf Versicherungen spezialisiert ist. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Diplome der Schweizerischen Aktuarvereinigung (SAV), der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) oder des britischen Institute of Actuaries handle. „Die sind alle gleichwertig“, ergänzt Dresen. Allerdings seien Sprachkenntnisse von Vorteil. An zweiter Stelle der von Versicherungen gesuchtesten Profile seien Experten, die sich mit der neuen europäischen Liquiditätsrichtlinie Solvency II auskennen.
4. In Legal und Compliance geht immer etwas
„Compliance, Legal und Regulatory – das ist immer ein Thema. Das gilt namentlich auch für Juristen, die sich auf die Umsetzung von Regulatorien spezialisiert haben“, beobachtet Buis. Dies bestätigen auch die übrigen befragten Headhunter – sogar die auf IT-Personalvermittlung spezialisierten. „Besonders gesucht sind Kandidaten, die sich in Steuerfragen auskennen“, ergänzt Neff. „Alles was mit Cross-border zu tun hat, dort herrscht noch Aufräumbedarf.“
5. Deutschsprachige IT-Entwickler sind heiß begehrt
Die Großbanken in der Schweiz bauen gerade auch in der IT-Personal ab und verlagern es an kostengünstigere Standorte in Osteuropa oder Asien. Dennoch sind laut dem Recruiter Mark Dowsett von Stamford Consultants in Zürich deutschsprachige IT-Experten zum Teil heiß begehrt. „Da wundern wir uns manchmal sehr“, ergänzt Dowsett. Denn abgesehen von den multinationalen Konzernen wird in den meisten Schweizer Unternehmen Deutsch gesprochen. „Das gilt besonders für Cisco-Engineers und im .Net-Bereich“, sagt Dowsett. Etwas weniger würden Java-Entwickler gesucht. Doch auch Business Analysten hätten gute Chancen.
Dies bestätigt auch ein anderer Personalvermittler aus Zürich: „Gute Softwareingenieure und ICT-Spezialisten sind Mangelware in der Schweiz.“ Projektleiter seien ebenfalls gesucht. Der Recruiter befürchtet sogar, dass die Schweiz Gefahr laufe, auf einen akuten IT-Fachkräftemangel zuzusteuern.
